nicht nur in wien geht man ins kaffeehaus, auch ich fröne dem regelmässigen zeitungslesen, hier im Cafe Savo. ein gutteil seiner faszination bezieht dieses ritual aus der dort ausliegenden Neuen Zürcher Zeitung. sicher schätze ich den unaufgeregten blick von aussen auf deutschland und die welt und den erfreulich hohen anteil an hintergrundinformationen, aber erst durch ihre sprache wird sie zum wahren vergnügen. da parkiert der chauffeur seinen camion am trottoir, "die polizei bewahrte ein niedriges profil" und eine überschrift enttarnt "schottlands unterhauswahlen als probegallopp". ich liebe diese eidgenössischen eigenheiten, aber erst der hemmunglose gebrauch bildlicher sprache macht mich süchtig: so "sahnt new labour die von den tories gemolkene milch ab" (im leitartikel), und dort, wo in deutschland eisern die strikte trennung von meinung und tatsache hochgehalten wird, im bericht, wähnt die NZZ die berliner SPD in der grossen koalition in "babylonischer gefangenschaft", "hievt" sich Tom Daschle, mehrheitsführer der demokraten im US senat selbst mit "schwäbischer schläue in den sattel", und befinden sich, in der überschrift eines artikels über führungskräfte in wirtschaft und politik, "pharisäer im aufwind"... swiss rulez!
(alle zitate aus der letzten wochenend ausgabe)